Um 1420 wurde der gotische Neubau des ehedem romanischen Doms vollendet – zu einem neuen Turm reichte es allerdings nicht. Und so blieb der frühgotische Turm, dessen Spitze kaum höher reichte als der First des Hauptdachs bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erhalten, obwohl es immer wieder Initiativen für einen Neubau gab. Bekannt ist, dass sich 1844 ein Dombauverein bildete, der auch erhebliche Summen aus allen Teilen der Bürgerschaft einsammeln konnte. Allerdings wurde zunächst der dringend erforderliche Neubau der Paulskirche finanziert.
Anno 1883 schaltete sich der Hofbaurat Georg Adolf Demmler in die Debatte ein und verfasste eine Denkschrift mit dem Titel „Hat der Schweriner Dom Anspruch auf einen seiner Bedeutung gemäßen Turm?“.
Und dann kam ein großzügiger Spender … der Legende nach waren Graf Arthur von Bernstorff und sein Kutscher während einer Überlandtour in ein schweres Unwetter geraten. „Wenn wir es schaffen, unbeschadet nach Hause zu kommen, dann schenke ich der Schweriner Domgemeinde einen neuen Turm“, soll er gesagt haben. Nach der glücklichen Ankunft im Gutshaus in Wedendorf bei Rehna hat ihn sein Kutscher an das Versprechen erinnert – „seggt is seggt“ (gesagt ist gesagt). Und so konnte der Turm-Neubau endlich beginnen. Stolze 315.000 Mark ließ sich der Graf den Bau kosten – allerdings geknüpft an eine Bedingung. Er verlangte, dass er die Spitze des Turms von seinem Gutshaus in Wedendorf sehen können muss … in der Nähe von Wedendorf gibt es einen Hügel namens „Klingberg“, von dort kann man die Turmspitze erkennen.
1888 wurde der frühgotische Turm also abgetragen und zwischen 1889 und 1893 der neu-gotische Turm nach einem Entwurf von Hofbaurat Georg Daniel mit einer Höhe von 117,5 Metern auf einem neuen Fundament errichtet. Mit drei gemauerten Geschossen und reicher Gliederung durch Pfeilervorlagen, Fenster und Blendfenster sowie Schrägen aus glasierten Ziegeln, bekrönt durch den kupfergedeckten Helm schließt der Turm den gewaltigen Dombau im Westen ab. Von außen erreicht der Besucher über zwei Freitreppen die große Turmhalle und das imposante Westportal, durch das man den auf den Altar im Chorhaupt ausgerichteten Kirchenraum betritt. Über eine 170-stufige knapp einen Meter breite Wendeltreppe erreicht man die Glockenkammer und über weitere schmale Treppen die Aussichtsplattform in etwa 50 Metern Höhe, die einen fantastischen Blick über die gesamte Stadt und das Umland gewährt.